09.-12.10.2019

Freihandelszone


Liebes Publikum,

URBÄNG! nimmt auch im Jahr 2019 die urbane Gesellschaft unter die Lupe, fragt nach ihrer Ästhetik, Toleranz und Fähigkeit, Gemeinschaften zu bilden, nach der Vielfalt und dem subjektiven Blick. Im Zeichen der Begegnung versucht URBÄNG! dem Publikum Beteiligungsmöglichkeiten anzubieten und es herauszu­fordern, sich in der Rolle als Bürger*in ernst zu nehmen.

In turbulenten und politisch angespannten Zeiten stellt die dritte Ausgabe von URBÄNG! folgende Fragen: Wie sehen wirkungsvolle Strategien zur Partizipation im politischen Diskurs aus?  Wo finden sich Räume, sich als Bürger Gehör zu verschaffen? Kann die Bühne eine Plattform der Beteiligung möglichst aller Bürger*innen sein – oder der 8% der Bevölkerung, die regelmässig ins Theater gehen?

Als Gastgeberin für internationale Künstler*innen und für geschätzte Kolleg*innen aus der direkten Umgebung lädt die FREIHANDELSZONE auch 2019 wieder zu außergewöhnlichen Performances, Konzerten, Begegnungen und Diskussions­runden ein. Von Mittwoch bis Samstag ist das Orangerie-Theater im Kölner Volksgarten wieder Festivalzentrum, Tummelplatz, Unterkunft und Basislager.

Austausch und Kommunikation stehen im Zentrum der eingeladenen Produktionen, Begegnungen mit Neuem und Unbekanntem ist gewollt!

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Programm

Mittwoch, 09.10.2019 / 20:00 Uhr

JEDEN GEST
Wojtek Ziemilski, Wojciech Pustoła / NOWY TEATR Warschau (Polen)
Dauer: 60 Min

Ein Winken zur Begrüßung, ein Nicken als Zustimmung und ein Schulterzucken, um zu zeigen: „Geht so…“. Unser Alltag ist voller Kommunikation ohne Worte. Aber was ist, wenn das der Normalfall ist? JEDEN GEST ist ein Stück über Gebärdensprache: Auf der Bühne berichten vier (gehörlose) Performer*innen von ihrem Umgang mit Kommunikation und Sprache. Sie erzählen, wie es ist, in zwei Sprachwelten zu leben, wieso ein Cochlea-Implantat nicht für alle ein Wundermittel ist, wo die Tücken der Übersetzung liegen und warum die Gehörlosigkeit kein Defizit ist. Im Gegensatz zur gesprochenen Sprache, die auf Tönen und Lauten basiert, beansprucht die Gebärdensprache den Menschen in seiner Körperlichkeit, sowohl den „Sprechenden“ als auch den „Verstehenden“. Die Performance nimmt das Publikum mit auf eine Reise in eine faszinierende und reiche Sprachwelt. Eine Welt, in der die Kommunikation ein Ereignis aus Gestik, Mimik, Rhythmus und Bewegung ist, das man sehen muss, um es zu verstehen.

Regie: Wojtek Ziemilski – Bühne, Mitarbeit Regie: Wojciech Pustoła – Lichtdesign: Artur Sienicki – Musik: Aleksander Żurowski – Kostüme: Krystian Jarnuszkiewicz – Foto: Kobas Laksa

Mit: Marta Abramczyk, Jolanta Sadłowska, Pavel Sosinski, Adam Stoyanov
Übersetzung: Joanna Ciesielska, Katarzyna Glozak

Eine Produktion des Nowy Teatr, Warschau. Gefördert durch das Adam Mickiewicz Institute.

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Donnerstag, 10.10.2019 / 20:00 Uhr

FALL ON PLUTO
Sashko Brama & Ensemble (Ukraine)

Dauer: 120 Min

Sashko Brama und Ensemble beschäftigen sich in „Fall on Pluto“ mit Fragen rund um das Altern, Vergänglichkeit und (un)erfüllte Sehnsüchte. Der Abend basiert auf einer Recherche, die Künstler*innen befragten dafür Bewohner*innen mehrerer Senior*innenresidenzen in der Ukraine.

Umgesetzt wird das dokumentarische Material mit einem jungen Ensemble, das lebensgroße Puppen vor sich navigiert und einen atmosphärisch dichten Theaterabend schafft. Mit zarten Tönen und großer Sensibilität nehmen sie sich der Geschichten und Wünsche der oft vergessenen und hier an den Rand unseres Sonnensystems verbannten Generation an und formulieren so ein Plädoyer für eine empathische Gesellschaft.

Konzept, Dramaturgie, Realisierung: Sashko Brama – Mitarbeit Konzept und Dramaturgie: Maria Bakalo, André Erlen – Puppenbau: Oksana Rossol, Oleksandr Sergiienko – Ton: Volodymyr Fanta, Timur Gogitidze – Tonaufnahme/Remastering: Faust – Licht: Volodymyr Fanta – Programmierung: Dmytro Makara – Technische Leitung: Serhii Chervonyi – Analytische Begleitung des Projekts: Viktoria Bryndza – Foto: Anastasia Mantach

Mit: Andrii Buchko, Marichka Kmit, Isabel Merkulova, Anastsia Lisovska, Marharyta Pidluzhna, Iurii Shorobura

Gefördert durch das Ukrainian Institute. Unterstützt durch das Goethe-Instituts, das British Council Ukraine und das Lviv City Council.

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Freitag, 11.10.2019 / 19:30 Uhr

Female Gaze?
(Performance / Diskussion / Konzert)

Claire Vivianne Sobottkes neues Solo „Velvet“ breitet sich in einem Miniaturgarten aus. Die Berliner Choreografin schafft zur Musik von Tian Rotteveel eine Reihe sich ständig verändernder Portraits, mit denen sie Normen des Sehens und Denkens herausfordert. Unter einem elektronischen Symphoniegewitter entsteht ein irisierendes, irritierendes Subjekt, das sich eindeutigen Zuschreibungen entzieht. In „Velvet“ untersucht Sobottke Konzepte des Weiblichen und deren Verkörperungen zwischen erdverbundener Nacktheit und radikaler Einsamkeit. Atemlose Körperlichkeit und potentiell gewaltvolle Bilder lösen sich in poetischer Behutsamkeit auf. Kompromisslos erzählt Sobottke von nicht kategorisierbarer Erotik, wilder Unabhängigkeit und der Solidarität mit Nicht-Menschlichem und Abgründigem.

„Der weibliche Blick ist für mich eine offene Frage“, meint die Künstlerin Claire Vivianne Sobottke. Im Rahmen von „FEMALE GAZE?“ ist das Publikum nach der Vorstellung von „Velvet“ zu einem weiterführenden Gespräch eingeladen: Claire Vivianne Sobottke und ihr langjähriger Kollaborateur, der Musiker Tian Rotteveel, sprechen gemeinsam mit der Dramaturgin Maja Zimmermann über (künstlerisches) Begehren aus feministischer Perspektive, jenseits gängiger Kategorien des Weiblichen oder Männlichen. Gibt es explizit weibliche Perspektiven auf Erotik und Sexualität und wie sehen diese aus? Können das Poetische und Irrationale Räume öffnen, um über Verkörperungen nachzudenken und bestehende Normierungen in Frage zu stellen?

Claire Vivianne Sobottke versteht ihre Arbeit als Ort des Widerstands, der es erlaubt, Normen des Denkens und Sehens zu verändern. Sie ist fasziniert vom Werden des Körpers in sinnlichen, choreografischen Prozessen. 2017 wird sie vom Magazin tanz als „Hoffnungsträgerin“ genannt und gewinnt den Publikumspreis des ImPulsTanz Festivals Wien für ihr Solo „strange songs“, in dem die Arbeit mit Stimme, Sound und Sprache Motor für die Choreografie und Inhalt ist.

FEMALE GAZE? findet im Rahmen des Projekts GASTGEBERSCHAFT Tanzpakt Stadt-Land-Bund statt. Stephanie Thiersch und MOUVOIR laden KünstlerInnen jedweden Geschlechts ein, Einsichten, Aussichten und Absichten feministischer Kunst zu zeigen oder zu verstecken. Kuratiert in Zusammenarbeit mit Maja Zimmermann.

Choreografie: Claire Vivianne Sobottke – Mit: Claire Vivianne Sobottke – Musik: Tian Rotteveel – Licht und technische Leitung: Catalina Fernandez – Bühne: Clementine Pohl – Künstlerische Mitarbeit: Jared Gradinger, Sheena McGrandles – Produktionsmanagement & Raumassistenz: Simone Graf – Foto: Dajana-Lothert
Produktion: Claire Vivianne Sobottke.
Koproduktion: Tanz im August / HAU Hebbel am Ufer, Life Long Burning – Towards a sustainable Eco-System for Contemporary Dance in Europe.

Unterstützt von: PACT Zollverein.
Gefördert durch: NATIONALES PERFORMANCE NETZ (NPN) Koproduktionsförderung Tanz aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa des Landes Berlin.

GASTGERBSCHAFT

Stephanie Thiersch und MOUVOIR laden KünstlerInnen, ExpertInnen, BürgerInnen und Interessierte ein, sich diskursiv in SALONS und partizipativ in LABORS zu begegnen. Gemeinsam soll geforscht und gearbeitet werden, und das ergebnisoffen und im Dialog. Bestehende Seh-, Hör und Rezeptionsweisen wollen wir hinterfragen, aber auch konkret den gesellschaftspolitischen Kontext unserer Produktionen diskutieren. Nicht zuletzt wird es darum gehen, wie wir die Kerngedanken unserer Performances praktisch erfahrbar machen können. Wir widmen uns weiterhin unserem Lieblingsthema, der Kraft der Interdisziplinarität, interessieren uns noch mehr für ansprechende Formen der Partizipation und des Feedbacks, spielen mit offenen Architekturen, fragen danach, wieso wichtige Themen wie Postkolonialismus und Feminismus so abgedroschen wirken und wohin wir eigentlich damit wollen. Das klingt viel und ist bestimmt noch nicht alles, die Zukunft ist ungewiss. Bis dahin, BE OUR GUEST, wir freuen uns!

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Samstag, 12.10.2019 / 17:30 Uhr und 20:30 Uhr
(Die Vorstellungen sind auch für Kinder und Jugendliche geeignet)

INVITED
Seppe Baeyens / Ultima Vez (Belgien)
Dauer: 75 Min

Der Tänzer und Choreograph Seppe Baeyens ist seit 2011 eng mit der Arbeit von Ultima Vez verknüpft. Im Jahr 2015 entwickelte er seine erste große Tanzproduktion, „Tornar“, mit einer generationenübergreifenden Besetzung aus professionellen und Amateurtänzer*innen. „Tornar“ wurde in Belgien und international gut aufgenommen und zum „Het Theaterfestival“ eingeladen.

In seine Produktion „INVITED“ bezieht Seppe Baeyens Material aus intensiver Forschung in den (Bühnen-)Raum und die Ko-Autorschaft in den zeitgenössischen Tanz mit ein. Baeyens formuliert so seine Antwort auf die Frage, wie das Publikum beim Entwickeln einer Choreographie integriert werden kann. Indem er den Tanz als gemeinsame Sprache zugrunde legt, sucht er nach einer alternativen Art des Zusammenlebens, bei der die Grenzen zwischen Performer*innen und Zuschauer*innen verwischen.

„INVITED“ arbeitet mit einer vielfältigen, generationenübergreifenden Gruppe von Darsteller*innen, die die aktuelle Gesellschaft abbildet. Das Publikum spielt eine entscheidende Rolle und hat die Möglichkeit, die Kontrolle zu übernehmen. Das Bühnenbild trennt und vereint, erscheint und verschwindet und führt sowohl die Darsteller*innen als auch das Publikum durch die kollektiv geschriebene Geschichte.

Regie, Choreographie: Seppe Baeyens
Entwickelt mit: Emile van Puymbroeck, Luke de Bolle, Chisom Onyebueke Chinaedu, Leonie van Begin, Rosa Boateng, Oihana Azpillaga, Ischa Beernaert, Esther Motvanya, Roel Faes, Trui de Mulder, Adnane Lamarti, Seppe Baeyens, Frank Brichau, Stephan Verlinden, Elisabeth Wolfs, Leon Gyselynck
Live-Musik: Stef Heeren, Kwinten Mordijck, Karen Willems – Dramaturgie: Kristin Rogghe – Szenografie, Licht: Ief Spincemaille – Kostüme: Lieve Meeussen – Bewegungsassistenz: German Jauregui – Künstlerische Beratung: Wim Vandekeybus – Technische Koordination: Tom de With – Foto: Danny Willems

Eine Produktion von Seppe Baeyens / Ultima Vez, koproduziert durch Koninklijke Vlaamse Schouwburg Brüssel, unterstützt durch Tax Shelter maatregel van de Belgische Federale Overheid und Casa Kafka Pictures Tax Shelter empowered by Belfius.

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Und dann haben wir noch jede Menge drumherum:

Das Festival bietet ständige Begleiter wie die Reihe IT’S YOUR TURN, eine Kooperation mit dem tanzhaus nrw im Rahmen von TANZPAKT Stadt-Land-Bund. Jeweils im Anschluss an die Vorstellungen sorgt es für ein ungewohnt persönliches Aufeinandertreffen von Künstler*innen, Expert*Innen und Publikum. Stephanie Thiersch hat ein auf choreographischen Scores basierendes Gesprächsformat entworfen, das den Versuch eines anderen Sprechens miteinander erprobt.

JUGEND KURATIERT
Eine Carte Blanche wird dieses Jahr erstmals an Schüler*innen vergeben, die jeden Abend zwischen 19.00-19.30 jungen Musiker*innen eine Bühne bietet.

Und seien Sie wachsam: URBÄNG! hat auch dieses Mal Interventionen im Stadtraum geplant: Der WHITE CUBE! aus der Reihe WATCH OUT! des WEHR51 ist irgendwo da draußen. Finden Sie ihn und trauen Sie sich, ihn zu betreten.

Weitere Infos unter:
www.urbäng.de

Förderer:

 

Mi 09.10.2019 20.00 h Eröffnung
Do 10.10.2019 20.00 h
Fr 11.10.2019 19.30 h
Sa 12.10.2019 17:30 h
20:30 h

Tickets:

Abendkasse:
16,00 € / 10,00 € ermäßigt / 6,00 € Kinder / 8,00 € KölnPass

Vorverkauf: