KunstSalon Theaterpreis 2019

In diesem Jahr ging das KunstSalon-Theaterpreis-Festival in die dritte Runde: Freie professionelle Theaterschaffende aus Köln hatten die Chance, sich bis Mitte Februar mit einer Produktion um die Teilnahme am Festival zu bewerben. Aus 18 Bewerbungen nominierte das interne Auswahlgremium drei Produktionen, die zum Festival am 04. und 05. Juli im Orangerie-Theater im Volksgarten eingeladen wurden.

Die nominierten Produktionen waren:
The Perfect Match von KimchiBrot Connection
Der Zwang von Krux-Kollektiv
Hätten Sie von sich aus die Familie erfunden? von Artmann&Duvoisin

Im Rahmen des Festivals waren alle drei Stücke zu sehen, eine Fachjury und das Publikum entschieden über den oder die Gewinner/-innen. Diese erhalten eine Abspielförderung für die prämierte Produktion in Höhe von 5.000 €.

Gewonnen hat das Krux-Kollektiv mit der Produktion „Der Zwang“. Wir gratulieren den glücklichen Gewinnerinnen!

(…) Im Zentrum der Bühnenfassung der gleichnamigen Novelle, die Stefan Zweig kurz nach dem Ersten Weltkrieg veröffentlichte, steht die Frage, ob man an einem Krieg teilnehmen will oder sich dagegen entscheidet. Fee Zweipfennig verkörpert die ratlose Hauptfigur genauso wie fünf andere Figuren, die in Videoinstallationen so etwas wie die Stimmen in seinem Kopf werden. (…) Für die Jury erweist sie sich dabei „als eine großartige Performerin, die es vermag, eine Stunde lang in ihren Bann zu schlagen“, und lobt die große Präzision ihres Spiels. Dafür gebührt der ebenfalls junge Regisseurin Elsa Weiland großes Lob, für das Konzept, mit dem sie der Kollegen „den Boden bereitet und sie zu dieser Leistung getragen hat“. Nicht zu unterschätzen sei dabei „der Mut, einen 100 Jahre alten Text zu nehmen, ohne ihn künstlich zu aktualisieren und aber dennoch so zu formen, dass man als Zuschauer direkt Anknüpfungspunkte zur Gegenwart findet“. (Kölnische Rundschau, Axel Hill)

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Die Produktionen im Überblick

Donnerstag, 04.07.2019, 18.00 h

THE PERFECT MATCH
KimchiBrot Connection

Mit kleinen intelligenten Supercomputern in der Hosentasche, der Gewissheit über die fortlaufende Revolution der Arbeitswelt und algorithmisierten Dating-Apps bewegt sich die Menschheit mit unaufhaltsamer Geschwindigkeit gen Zukunft. Doch wie wollen wir dort leben? Und mit wem? Werden Codes unsere Herzen hacken? Algorithmen unsere Emotionen manipulieren? Und besteht Liebe nicht doch nur aus 0 und 1? Schließlich wird Künstliche Intelligenz einmal unser “Perfect Match” sein.

Für ihre zweite Produktion „the perfect match“ haben sich KimchiBrot Connection gemeinsam mit der Theatermacherin Alejandra Jenni eingehend mit dem Thema Künstliche Intelligenz beschäftigt. Entstanden ist ein Stück, das die Rahmung „Künstliche Intelligenz“ nutzt, um das Wesentliche des Menschen in den Vordergrund zu stellen: die Hoheit der Entscheidung.

KimchiBrot Connection ist eine Physical Theatre Company, die seit 2016 in Köln produziert. Die Gründungsmitglieder studierten an der Folkwang Universität der Künste in Essen: Constantin Hochkeppel und Elisabeth Hofmann absolvierten den Studiengang Physical Theatre, Laura N. Junghanns Regie. Christiane Holtschulte ist seit 2017 als Produktionsleitung festes Mitglied der Kompanie. Alejandra Jenni, die bei „the perfect match“ als Gast mitwirkt, studierte ebenfalls Physical Theatre.
KimchiBrot Connection entwickelt Physical Theatre Stücke auf der Basis von intensiven Recherchen. Bei den Stückentwicklungen ist der menschliche Körper erster Ausgangspunkt für die künstlerische Arbeit. Im Arbeitsprozess zeichnen alle Beteiligten gleichermaßen und gleichwertig verantwortlich für Recherche und Stückentwicklung.

Eine Koproduktion mit der studiobühneköln.

Stückentwicklung und Performance: Alejandra Jenni, Constantin Hochkeppel
Stückentwicklung und Sound-Design: Laura N. Junghanns
Outside-Eye: Elisabeth Hofmann
Dramaturgie und Produktionsleitung: Christiane Holtschulte
Ausstattung: Natalia Nordheimer
LED-Programmierung: Charles Deichmann
Grafik: Milica Jojevic
Foto: MeyerOriginals
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Donnerstag, 04.07.2019, 21.00 h

DER ZWANG
Krux-Kollektiv

Wir leben in einer Zeit, in der sich gesamtgesellschaftliche Verhältnisse immer mehr zuspitzen. Wir werden täglich mit Gewalt und Krieg konfrontiert, unser Demokratieverständnis gerät ins Wanken. Man sollte etwas tun. Wäre es nicht mutiger, sich von vorgefertigten Meinungen zu lösen, eine eigene Haltung zu entwickeln?
Diesem Konflikt stellt sich F., die Hauptfigur aus Stefan Zweigs gleichnamiger Novelle „Der Zwang“ (1920). F. bekommt nach Landesflucht den Einzugsbefehl in den Krieg. Aber eigentlich hatte er schon längst beschlossen, dass er Krieg ablehnt. Doch als er den Einberufungsbescheid in den Händen hält, geraten seine bisherigen Überzeugungen ins Wanken. Etwas in ihm scheint ihn zu zwingen, den Kriegsdienst anzutreten. Die Ratio und der körperliche Zwang kämpfen gegeneinander an. Der Entscheidungsprozess – geht F. in den Krieg oder nicht – beginnt…

Eine Produktion im Rahmen der Reihe „UniBühne“ an
der studiobühneköln.

Im Krux-Kollektiv arbeiten junge KünstlerInnen aus NRW gemeinsam an multimedialen Stücken zwischen Theater, Tanz, Physical Theatre, Video und Musik, deren feste Kollaboration sich in der für den Kölner Theaterpreis 2018 nominierten Produktion „Der Zwang“ manifestiert hat.

Spiel: Fee Zweipfennig
Konzept und Regie: Elsa Weiland
Musik: Vincent Stange und die KlangKönner
Choreografische Assistenz: Sophia Otto
Video: Joseph Baader
Kostüm: Susanne Stange
Licht: Mathieu Otto
Foto: Ingo Solms
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Freitag, 05.07.2019, 19.00 h

HÄTTEN SIE VON SICH AUS DIE FAMILIE ERFUNDEN?
Elsa Artmann & Samuel Duvoisin

„Hätten Sie von sich aus die Familie erfunden?“ ist eine Recherche an zwei Orten: Straße und Studio. Vor dem Hintergrund der Werbung für die Familie im Bundestagswahlkampf 2017 beginnen Artmann&Duvoisin in ihrer Nachbarschaft eine Auseinandersetzung damit, was die Familie leistet und für wen, und ob sie vielleicht einmal eine Pause machen sollte – über die scheinbare Notwendigkeit und die Tücken von Zugehörigkeit. Auf der Bühne stellen sie Verwandtschaft her: Sie nutzen ihr Wissen um das Herstellen und Mitteilen körperlicher Zustände, um unsere körperlichen Beschaffenheiten einander anzunähern und symbiotisch zu verknüpfen.
Ein Trampolin als „Burg des Hinterhofs“ wird zur Zentrale einer physischen Verhandlung von familiären Konzepten und löst gleichzeitig jedes Statement in Hüpfen auf. Das Bühnengeschehen wird begleitet von situativen Filmaufnahmen von Ale Blachlechner aus deren Recherche in Köln-Mülheim und in den Wohnungen verschiedener Trampolinbesitzer*innen in Köln.

Elsa Artmann und Samuel Duvoisin forschen an Wegen der gemeinsamen Komposition in einer Übertragung der Mittel zwischen Tanz und Malerei. Mit ihrem Herangehen, das den Umgang miteinander als zentralen kompositorischen Antrieb nutzt, blicken sie auf Konzepte von Gemeinschaft, die unser politisches Klima prägen – insbesondere Kleinfamilie und Nachbarschaft. Sie nutzen dabei ihre gegenseitige Gesellschaft als Ort der Befragung persönlicher Konzepte und Erfahrungen von Familie, Herkunft und Nachbarschaft. Ihre Ausbildung erhielten sie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und am Zentrum für Zeitgenössischen Tanz Köln.

Choreografie+Konzept: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin
Tanz: Diana Treder, Kelvin Kilonzo, Anne-Lene Nöldner, Elsa Artmann und Samuel Duvoisin
Video: Ale Bachlechner
Grafik: Ondine Pannet
Foto: Peter Haas

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Rahmenprogramm & weitere Gäste

Musik von Stereo Naked
Party mit DJ Laserhawk lockt mit Soul und 80er Jahre-Sound auf die Tanzfläche.
Essen – Die Wohnküche verwöhnt uns mit köstlichem Curry.

Do 4.7.2019 17.30h/21.00 h
Fr 5.7.2019 18.00h